Digitaltag: unendliche Möglichkeiten in unendlicher Variation

Wie kann die Digitalisierung unseren Alltag erleichtern? Welche Chancen und Möglichkeiten gibt es – und wie digital ist Neu-Isenburg heute schon? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Stadt Neu-Isenburg am Dienstag beim Digitaltag in der Hugenottenhalle. In zahlreichen Vorträgen und an Infoständen konnten sich die Besucher über verschiedene Projekte und Anwendungen informieren, wie zum Beispiel:

Digitales Rathaus und OZG Modellkommune

Das Onlinezugangsgesetz (OZG) verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, sämtliche Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 digital zugänglich zu machen. 2021 wurde Neu-Isenburg als Modellkommune ausgewählt, um digitale Prozesse im Sinne des OZG zu entwickeln und zu erproben. Zahlreiche Leistungen sind bereits online verfügbar wie die Beantragung eines Kindergartenplatzes, die Vereinbarung von Terminen im Bürgeramt und die Bezhalung von Strafzetteln. Eine komplette Übersicht finden Sie hier.

Die Digitalisierungsbeauftragte der CDU-Fraktion, Kati Conrad, kommentiert dazu: „Die Digitalisierung der Verwaltung hat ein riesengroßes Potential, den Bürgern und auch den Mitarbeitern der Stadtverwaltung das Leben zu erleichtern. Wartezeiten auf Ämtern und staubige Aktenarchive können entfallen oder auf ein Minimum reduziert werden. Neu-Isenburg ist auf einem sehr guten Weg, sollte aber weiterdenken und mit einer Datenplattform einen echten Mehrwert für das tägliche Leben schaffen. Die meisten Verwaltungsleistungen nimmt man ja recht selten in Anspruch. Toll wäre auch, wenn mit einer Bürger-ID ein einziges Login für alle Verwaltungsleistungen genutzt werden könnte. Damit könnten auch personalisierte Umfragen – wie z. B. derzeit zur Gestaltung des Marktplatzesdurchgeführt werden.

Smart City und Datenplattformen

Die ekom21, ein kommunales IT-Dienstleistungsunternehmen, informierte über die Möglichkeiten, verschiedene Daten zu erheben und zu verwerten. Das fängt beim Wetter an und umfasst fast alle Bereiche des städtischen Lebens. Smarte Straßenbeleuchtung kann zum Beispiel nicht nur auf Lichtverhältnisse reagieren sondern mit weiteren Sensoren ausgestattet werden, die den fließenden Verkehr oder die freien Parkplätze in der Umgebung erfassen. Die Auswertung der Daten erlaubt sogar Voraussagen zur Verkehrslage oder zur Parkplatzsituation zu bestimmten Uhrzeiten.

Kati Conrad: „Genau hier liegen die Chancen, ein digitales Angebot zu generieren, das von den Bürgern im täglichen Leben wahrgenommen und genutzt werden kann – über die Website der Stadt, eine App oder auch über Anzeigetafeln im öffentlichen Raum. Wenn ich zum Beispiel ins Schwimmbad möchte, schaue ich zuerst nach der Wettervorhersage für Neu-Isenburg und vielleicht nach der Wassertemperatur im Schwimmbad. Sieht das gut aus, kann ich von zu Hause bequem überprüfen, ob Parkplätze frei sind oder ob eine abschließbare Box für mein Fahrrad verfügbar ist. Auch Umweltparameter wie CO2 oder Feinstaub könnten erfasst werden.“

Telemedizin und E-Health

Wie können digitale Helfer in der medizinischen Versorgung eingesetzt werden? Zusätzlich zu angebotenen Videosprechstunden und Online-Terminvereinbarung sind inzwischen einige digitale Gesundheits-Apps (DiGAs) verfügbar, die bei bestimmten Erkrankungen unterstützend eingesetzt werden können. Diese Apps sind medizinische Produkte, sie werden vom Arzt verschrieben und von der Krankenkasse bezahlt.

Kati Conrad: „Ich war von den präsentierten Möglichkeiten etwas enttäuscht. Online-Terminvereinbarung und Co. können nicht wirklich als Digitalisierungsmaßnahmen bezeichnet werden. Das Angebot der ‚Apps auf Rezept‘ ist noch ziemlich klein und hat einen großen Schwerpunkt auf Unterstützung bei psychischen Erkrankungen. Für mich ist hier nicht nachvollziehbar, warum solche Apps nur auf Rezept erhältlich sind und dann 300 Euro oder mehr kosten. Frei im App-Store verfügbar für 1,99 Euro könnten auch psychisch erkrankte Menschen erreicht werden, die sich nicht zum Arzt trauen – und wirtschaftlich betrachtet wäre das sicher kein Nachteil. Wichtig ist für mich die Einführung der digitalen Patientenakte und der digitalen Verordnung. Gerade hier könnten so viele Prozesse vereinfacht werden! Solange ich mit meiner Plastikkarte einmal im Quartal in die Praxis kommen muss, um ein simples Rezept zu erhalten, hat die Digitaliserung hier für mich noch nicht stattgefunden.“

Digital gesteuerte Bewässerung der Stadtbäume mit Awatree:

Die Firma Awatree stellt Sitzbänke her, die gleichzeitig als Wasserreservoir für Bäume in der Stadt dienen. Um die benötigte Wassermenge zu ermitteln, die dann automatisch freigesetzt wird, werden Wetterdaten und Luftbilder ausgewertet. Im Birkengewann startet derzeit ein Pilotprojekt.

Kati Conrad: „Für die DLB ist es sehr praktisch, nicht jede Woche nach dem Rechten sehen zu müssen. Ob damit tatsächlich eine Kostenersparnis verbunden ist und ob das System sich bewährt, wird die Erprobungsphase zeigen.“

Smart parken mit der Parkster App

Genau pünktlich zum Digitaltag startete die Installation von Parkster in den drei städtischen Tiefgaragen an der Hugenottenhalle, an der Fußgängerzone/Luisenstraße und in der Ludwigstraße. Wer die App installiert hat, kann nun ohne Parkschein und ohne Kleingeld parken. Dazu wird das Autokennzeichen in der App hinterlegt und die gewünschte Parkzeit eingegeben. Bezahlt wird entweder monatlich per Rechnung oder durch Abbuchung über die Kreditkarte. Praktisch ist, dass die Parkzeit auch von unterwegs über die App verlängert werden kann.

Kati Conrad: „Sehr gut! Über Smart Parking hatten wir ja schon im Mai 2021 berichtet. Mit Lösungen wie dieser kann man Schranken in Parkhäusern komplett loswerden, die – wir im Gespräch am Parkster-Stand erfuhren – einen ganz erheblichen Kostenfaktor darstellen, weil sie oft kaputtgefahren werden. Der nächste Schritt wäre nun, das Kennzeichen bei der Ein- und Ausfahrt zu scannen und damit automatisch den Parkvorgang zu starten, zu beenden und zu bezahlen, ohne die App öffnen zu müssen. Daran arbeitet Parkster bereits zusammen mit Kooperationspartnern. Das würden wir uns überall in der Stadt wünschen, auch am Isenburg-Zentrum. Mit Scannern könnte auch die Berechtigung zur Nutzung von Behindertenparkplätzen überprüft werden. Wichtig ist hier natürlich der Datenschutz, nur das Kennzeichen bzw. der Parkausweis dürfen erfasst werden, nicht der Fahrer.“

Insgesamt war der Digitaltag informativ und gut organisiert. Die Besucherzahl war an einem Wochentag tagsüber natürlich überschaubar, gegen Abend wurde es voller. Wir nehmen auf jeden Fall einige Anregungen für weitere Diskussionen in der Fraktion mit.

Und wie steht es mit Ihnen? Was hat für Sie Priorität bei der Digitalisierung?

Was hat für Sie Priorität bei der Digitalisierung in Neu-Isenburg? (Mehrere Antworten sind möglich.)

[Kati Conrad]

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