Ist die Fußgängerzone noch zu retten?

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Ist die Fußgängerzone noch zu retten? Mit dieser Frage beschäftigte sich unsere AG Stadtentwicklung am Mittwochabend. Getroffen haben wir uns aber nicht in der Fußgängerzone, sondern im nahegelegenen Treffpunkt – und das fasst das Problem schon ganz gut zusammen. Die Fußgängerzone im aktuellen Zustand ist wenig einladend. Attraktive Einzelhandelsangebote gibt es nur wenige, die Cafés sind abends geschlossen, das gesamte Ambiente will einfach nicht so recht zum gemütlichen Verweilen anregen.

Ist attraktiverer Einzelhandel die Lösung?

Bisher galt immer: Alle attraktiven Geschäfte befinden sich im Isenburg Zentrum, damit kann die Fußgängerzone nicht konkurrieren. Doch wie sieht es inzwischen aus? Das einst so beliebte Einkaufszentrum verändert sich, beschleunigt wurde dieser Prozess durch die Beschränkungen während der Corona-Pandemie. Viele Ladenflächen stehen leer, immer weitere Kündigungen werden ausgesprochen. Das Angebot in den großen Läden wird kleiner, Öffnungszeiten bis 20:00 sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Viele kleinere Geschäfte schließen, große Ketten wie Saturn, H&M, etc. würden in der Fußgängerzone nicht ausreichend Platz finden. Wir müssen uns also fragen, ob tatsächlich noch eine Konkurrenzsituation vorliegt. Und schlimmer noch: ob wir auf den lokalen Einzelhandel als Frequenzbringer überhaupt noch zählen können.

Es gibt Städte, in denen Einkaufszentren und Fußgängerzonen Synergieeffekte nutzen und nebeneinander existieren können. In Darmstadt zum Beispiel öffnet sich das Luisencenter an verschiedenen Stellen zur Fußgängerzone hin, auch dort sind attraktive Läden angesiedelt. In Neu-Isenburg ist das nicht vorstellbar, da die räumliche Nähe fehlt.

Oh…und was dann?

In der AG kamen wir zu dem Ergebnis, dass die Gastronomie noch das größte Potential hat, die Fußgängerzone dauerhaft zu beleben – als erste Anlaufstelle, wenn man lecker essen oder im Café sitzen möchte – mit einem vielfältigen internationalen Angebot und vielen aneinandergrenzenden attraktiven Außenbereichen. Der samstags stattfindende Wochenmarkt passt thematisch gut dazu, weitere Events wie der Französische Markt könnten das Angebot ergänzen.

Haha, attraktive Außenbereiche in der Fußgängerzone?!

Die Fußgängerzone ist – wie eingangs beschrieben – in ihrem aktuellen Zustand nicht sehr einladend. Hier begegnet uns ein Problem, dass wir schon von der Frankfurter Straße kennen: der Teufelskreis, in dem Laden- und Restaurantbetreiber sich ein angenehmes Ambiente wünschen, das aber wiederum ohne attraktive Angebote gar nicht erst entstehen kann. Wir sind der Meinung, hier müssen wir einfach mal anfangen. 

Anfangen – aber wie?

Es gilt, ein Konzept zu entwickeln, das die Aufenthaltsqualität erhöht. Ein Anreizprogramm kann helfen, die Fassaden aufzuwerten, aber bis man hier Ergebnisse sieht, vergeht ziemlich viel Zeit. Womit wir sofort anfangen können, ist die Schaffung grüner Oasen in Kombination mit einer attraktiven Stadtmöblierung, weitere Maßnahmen (Pflasterung, teilweise Überdachung) könnten geprüft werden. Im Birkengewann wird derzeit die digital gesteuerte Bewässerung der Stadtbäume mit Awatree erprobt – Sitzbänke speichern Wasser und geben es abhängig von der Wetterprognose und nach Auswertung von Satellitenbildern gezielt ab. Wenn dieses System sich bewährt, könnte es auch in der Fußgängerzone eingesetzt werden. Bäume können Schatten spenden, verbessern das Klima und laden zum Verweilen ein.

Unser Fazit

Das Ambiente zu verbessern hat für uns in der Fußgängerzone Priorität. Darauf, welche Geschäfte sich ansiedeln, kann die Stadt Neu-Isenburg nur indirekt Einfluss nehmen, da sich die Gebäude im Privatbesitz befinden. Der/die von der Stadtverordnetenversammlung geforderte City Manager kann hier tätig werden und ein Konzept entwickeln. Wenn das Gastronomiekonzept sich bewährt, könnten auch Feinkostgeschäfte, Boutiquen oder Geschenkartikel-Anbieter wieder eine Chance haben – mit kleinen Artikeln, die man im Vorbeiflanieren entdeckt und einfach auf dem Weg zum Essen mitnehmen kann. Zusätzlich könnten Flächen für Kunst im öffentlichen Raum geschaffen werden, im Sommer könnten kleine Konzerte Gäste anlocken. Am Ein- und Ausgang der Fußgängerzone könnten digitale Anzeigetafeln über das vorhandene Angebot und bevorstehende Veranstaltungen informieren und in Verbindung mit freiem WLAN einen zeitgemäßen digitalen Service bieten.

Gibt es also noch Hoffnung für die Fußgängerzone? 

Wir finden, eine Fußgängerzone zu haben, ist eigentlich toll. Sie einfach verschwinden zu lassen und die Bahnhofstraße wieder für den motorisierten Verkehr zu öffnen, wäre eine Veschlechterung der Lebensqualität in unserer Stadt. Im Rahmen des Stadtumbauprogramms stehen uns hier doch einige Möglichkeiten offen. Wir werden das Thema in unserer Fraktion weiter diskutieren und gemeinsam Ideen entwickeln – vielleicht demnächst an einem wundervollen Sommerabend im Schatten eines Fußgängerzonenbaums bei einem Glas Wein!

[Kati Conrad]

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