Testfeld Fahrradstraße und Pop-Up-Kreisel

Huch! Viele Neu-Isenburger, die gestern die Luisenstraße an der Ecke zur Gartenstraße überqueren wollten, waren verblüfft: Wie aus dem Nichts war dort ein Kreisverkehr erschienen, wo ein paar Stunden zuvor noch eine ganz normale Kreuzung war. Verantwortlich für diese Überraschung war Professor Follmann von der Hochschule Darmstadt, der mit Studierenden seines Projektbüros Verkehrswesen aus Malervlies, Sprühfarbe und Klebeband einen provisorischen Mini-Kreisel gebaut und mit Unterstützung des Neu-Isenburger Ordnungsamts sogar ordnungsgemäß beschildert hatte.

Der Grund: Die Ludwigstraße und die Luisenstraße sollen – wie auch schon die Strecke Am Trieb – probeweise zur Fahrradstraße werden. In einer solchen Straße haben Radler Vorrang und dürfen nebeneinander fahren. Sind andere Fahrzeuge zugelassen, so sind diese verpflichtet, Rücksicht zu nehmen – außerdem gilt Tempo 30. Die Einrichtung der Fahrradstraßen in Neu-Isenburg geht auf eine Initiative der CDU-Fraktion in der vergangenen Legislaturperiode zurück und wurde als Antrag der Koalition eingebracht. Die Fahrradstraße Am Trieb wurde im Dezember 2020 in Betrieb genommen, zunächst für ein Jahr zur Probe. Die Entwicklung dort ist bisher positiv, das Geschwindigkeitsniveau sinkt deutlich und auf den zur besseren Einsicht entsiegelten Flächen mit ihrer bunten Bepflanzug ist sogar ein kleiner Lebensraum für Bienen und Insekten entstanden.

In der Luisenstraße gibt es einiges zu bedenken und zu beobachten: Wie wirkt sich eine Fahrradstraße auf den Verkehr direkt vor Ort, aber auch in den umliegenden Straßen aus? Gibt es gefährliche Stellen? Fallen Parkplätze für Anwohner weg? Antworten auf diese Fragen möchte Professor Follmann mit seinen Studierenden des Fachbereichs Bau- und Umweltingenierwesen in Zusammenarbeit mit den Bürgern unserer Stadt finden. Bereits im Juli fand ein erster Workshop statt, bei dem etwa 50 Neu-Isenburger die Strecke erkundeten und ihre Wünsche und Bedenken mit den Experten vor Ort diskutierten. Die Ergebnisse dieser Gespräche wurden ausgewertet, Lösungsvorschläge erarbeitet und gestern, am 17. September, in einer zweiten Veranstaltung vorgestellt. Und so kam es dann, dass die überraschten Auto- und Fahrradfahrer unter den wachsamen Augen der Gruppe – darunter Fachbereichsleiterin Cornelia Marburger, Bürgermeister Herbert Hunkel, Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Stefan Schmitt – zeigen konnten, wie man einen Kreisverkehr korrekt passiert. Die Meisten machten es ganz gut und bekamen von uns spontanen Applaus.

Nicht nur ein Kreisverkehr wurde provisorisch angelegt, auch mögliche Sperrflächen und die sogenannte ‚Dooring Zone‘ wurden markiert. Dabei handelt es sich um einen 50 cm breiten Sicherheitsstreifen zwischen Parkfläche und Fahrbahn, in dem Fahrradfahrer durch das Öffnen von Autotüren besonders gefährdet wären. In diesem Zusammenhang erklärte Professor Follmann uns auch, dass Fahrschüler inzwischen lernen, die Fahrertür mit der rechten Hand zu öffnen und nicht, wie die Meistens von uns es sich angewöhnt haben, mit links. So dreht man sich automatisch etwas nach hinten und übersieht Radfahrer nicht so leicht. Apropos Parken: Laut aktuellem Vorschlag der Hochschule würden keine (bisher legalen) Parkplätze wegfallen.

Die Beobachtungen dieser zweiten, sehr informativen Veranstaltung mit Bürgerbeteiligung werden nun ausgewertet, wir sind gespannt auf die Ergebnisse. Die CDU-Fraktion steht für eine Politik, die die Interessen aller Verkehrteilnehmer gleichermaßen ernstnimmt und berücksichtigt. Hier sind wir mit den Fahrradstraßen auf einem guten Weg.

[Kati Conrad]

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