Kultur: Kommt der Kubus?

Wenn Star Trek Fans wahrnehmen, dass ein schwarzer Kubus auf sie zusteuert, sind sie in höchste Alarmbereitschaft versetzt – fürchten sie doch eine Assimilation der Besatzung des Raumschiffs Enterprise durch das biokybernetische Kollektiv der Borg. Der Kubus, den Christopher George, Leiter des Fachbereichs 43, am Dienstag im KUSPOEV vorstellte, löste eine völlig andere Reaktion aus.

Bei dem präsentierten Kubus handelt es sich um den Fürst-von-Metternich-Konzertkubus, die größte mobile Konzerthalle Europas, derzeit eingesetzt auf dem Rheingau Musik Festival. Mit praktischer Modulbauweise, ausgeklügelter Akustik und Platz für etwa 900 Personen könnte er die Antwort auf die Frage sein: Wo finden Kulturveranstaltungen statt, während die Hugenottenhalle umgebaut wird? Die Vorbereitungen des Architekturwettbewerbs für den Umbau laufen, und ab voraussichtlich Anfang 2026 wird die Hugenottenhalle für etwa drei Jahre nicht zur Verfügung stehen. (Weitere Informationen dazu hier und hier.)

Der Kubus könnte im Sportpark, beispielsweise auf dem Hammerwurfplatz, aufgebaut werden und neben seiner Funktion als Spielstätte auch noch Container-Büros für die Mitarbeiter der Hugenottenhalle aufnehmen. Die Vorteile liegen klar auf der Hand und sorgten im Ausschuss für allgemeine Begeisterung. Alle Probleme scheinen auf einen Schlag gelöst, 80-90% der bisherigen HuHa-Veranstaltungen wären nach wie vor durchführbar. Er erfüllt außerdem alle Anforderungen an eine Versammlungsstätte, was bei bestehenden städtischen Immobilien einen Umbau und einen späteren Rückbau erfordern würde. Weder die existierenden Gebäude noch eine dezentrale Lösung mit einer mobilen Bühne böten eine vergleichbare Besucherkapazität. Also immer her mit dem Kubus?

Für uns stellen sich da noch ein paar Fragen.

Die Anmietung des Kubus schlägt pro Jahr mit 150.000 Euro zu Buche, optional ist ein Kauf für 550.000 Euro möglich. Die Erschließung des Geländes (Infrastruktur, Lagerflächen etc.) wird rund 250.000 Euro kosten, der Auf- und Abbau geschätzte 150.000 Euro. Insgesamt sind das Kosten von rund 1 Million Euro. Ist das mit unserer durch Pandemie, Krieg und Energiekrise angespannten Haushaltslage umsetzbar? Für den kommenden Haushalt werden Konsolidierungsmaßnahmen erforderlich sein, und jede größere Ausgabe könnte die Durchführung des gesamten Umbau-Projekts verzögern. Die Fertigstellung des Kultur- und Bildungszentrums inmitten einer beachtlichen Anzahl von Großprojekten (RTW, Stadtumbau) hat eine höhere Priorität für uns, als Großveranstaltungen in der Umbauphase. Daher sollte dieser Aspekt unbedingt sorgfältig geprüft werden.

Falls ein Kauf günstiger wird als die Anmietung – wie ist das Ganze unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit zu bewerten? Was passiert damit nach Abschluss der Umbauphase? Allein das Stahlgerüst wiegt 82 Tonnen.

Wir benötigen unsere Lösung erst ab 2026. Das Rheingau-Team sucht aber schnellstmöglich ein neues Zuhause für die mobile Konzerthalle und wünscht sich, dass wir den Kubus bis zum Aufbau selbst lagern. Mietkosten würden dann zwar noch keine anfallen, es müsste aber ein speziell temperierter Lagerplatz für etwa 30 LKW-Ladungen Material gefunden werden – das ist schwierig und wäre für uns mit hohen Lagerkosten verbunden. Deshalb denkt Christopher George darüber nach, den Kubus schon früher aufzubauen und bis zum Umbau für Sportveranstaltungen zu nutzen. Hier sehen wir ein Konfliktpotential bei den Sportvereinen, denn auch wenn der Kubus für Sport genutzt wird, nimmt er doch konkreten Sportarten Trainingsmöglichkeiten weg. Steht er auf dem Hammerwurfplatz, kann dort nicht mehr trainiert werden, da Hammerwerfen in einer Konzerthalle nicht möglich ist. 

Für all diese organisatorischen Herausforderungen lässt sich sicher eine Lösung finden. Uns beschäftigt aber auch die Frage, wie wir ganz grundsätzlich mit der Umbauphase umgehen möchten. Es handelt sich um eine Zwischenlösung. Ist es erforderlich, in Originalgröße zu denken oder könnte der Interimsbetrieb auch ganz bewusst auf kleinere Veranstaltungen ausgerichtet sein? Für große Veranstaltungen könnte vorübergehend mit umliegenden Hallen (z.B. Bürgerhäuser Dreieich) kooperiert werden. Events im Sportpark erfordern ausreichend Parkplätze (auch im Sommer bei geöffnetem Freibad) und ggf. einen Konsens mit Anwohnern. Eine dauerhafte Lösung in einer Neu-Isenburger Immobilie könnte nach Abschluss des Umbaus zu einer Satelliten-Spielstätte der Hugenottenhalle werden – beispielsweise als ein von Künstlern selbst verwalteter Offspace oder Projektraum. Seit Schließung des Kunstbahnhofs fehlt unseren Neu-Isenburger Künstlern eine solche Option, und Rückbaukosten würden damit entfallen.

Wir wünschen uns, dass diese Optionen geprüft werden, bevor den Stadtverordneten eine beschlussfähige Drucksache vorgelegt wird, damit wir ohne weitere Verzögerungen mit dem Umbau beginnen können. 

[Kati Conrad]

Der Aufbau des Kubus in Zeitraffer
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